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Hersteller

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Firmengeschichte

Borland International wurde 1983 von Philippe Kahn gegründet. Mit seiner Pascal-Variante „Turbo Pascal“ wurde Borland zum Pionier in Sachen Entwicklertools. Borland machte Pascal damit bekannt und umgekehrt.

Ende der 1980er begannen die Schwierigkeiten bei Borland: Der damalige CEO Philippe Kahn plante, Microsoft im Markt der Office-Anwendungen anzugreifen. Doch Microsoft schlug zurück. Kahn verließ Borland 1995. Es folgte eine Reihe von Managern, die allesamt keine glückliche Hand hatten, um die Firma wieder aufwärts zu bringen.
1998 erfolgte unter CEO Del Yocam die Ausrichtung des Unternehms auf Großkunden und die Konzentrierung auf Middleware statt Entwicklertools. Borland International wurde in „Inprise“ umfirmiert – Integrating the Enterprise. Ein Schritt, der 3 Millionen loyale Entwickler-Kunden vor den Kopf stieß. 1999 begann die Börse zu boomen, doch keiner der Analysten wollte auch nur einen Cent auf Inprise setzen. Das Vertrauen in die Firma war dahin.

1999 kam Dale Fuller als neuer CEO in das Unternehmen. Er sollte eine Firma retten, die jeder andere bereits aufgegeben hatte. Doch Fuller machte sich daran, die Firma zu sanieren. In einem ersten Schritt stoppte er sämtliche Ausgaben. Niemand konnte auch nur einen Bleistift ohne seine Unterschrift bestellen. Für den Fischteich auf dem Borland-Gelände wurden jährlich 100.000 $ ausgegeben, um das Leben im Wasser zu erhalten. Das Problem war nur, dass der Teich seit 1992 leer war, da Dachse die wertvollen Fische verspeist hatten. Dieses Beispiel schien symptomatisch für die Firma.
Fuller wusste, dass sich die Zukunft der Computerbranche vom Desktop auf Netzwerk verschob. Für die Mitarbeiter war er zu diesem Zeitpunkt nur der fünfte in einer Reihe neuer Chefs, von denen jeder andere Ideen umsetzen wollte. Doch Fuller handelte. Innerhalb 6 Monate entließ er 400 Mitarbeiter, darunter 60 Topmanager. Doch niemand Neues wollte bei Inprise arbeiten, einer Firma mit dem Geruch des Todes.
In der größten Not machte sich Fuller auf den Weg nach Redmond zum Erzrivalen. Er stellte Microsoft vor die Wahl, 100 Millionen Dollar für die Nutzung von patentierten Inprise-Technologien zu zahlen oder wegen Patentverletzung verklagt zu werden. Außerdem schlug er vor, dass Microsoft als nette Geste für 25 Millionen Dollar Inprise-Aktien kaufen sollte. Da Microsoft bereits mit Antitrust-Gerichtsverfahren beschäftigt war und keinen neuen Ärger wollte, kehrte Fuller mit einem dicken Scheck nach Scotts Valley zurück.

Nun begann ein Kraftakt: Jeden Morgen um 5.30 Uhr besprach Fuller mit engen Mitarbeiter die Ereignisse des Vortags, um 7 Uhr folgte ein Meeting mit den obersten 30 Managern zur Planung des laufenden Tages. Jeden Tag 14 Stunden Arbeit, 9 Monate lang.

Langsam wendete sich das Blatt. Es kam Geld in die leeren Kassen, neue Produkte wurden hergestellt. Im Frühjar 2000 versuchte Fuller, die Firma für 1,1 Milliarden Dollar an Corel zu verkaufen. Doch als der Corel-Kurs im Mai um Zweidrittel einbrach, wurde die Fusion gestoppt.

Die neue Firmenstrategie hieß Cross-Platform – Entwicklungen für Windows, Linux, Java, .NET und Webservices, um weder von Microsoft (Windows) noch Sun (Java) oder IBM (Linux) abhängig zu sein oder in direkte Konkurrenz mit ihnen zu treten. Die Strategie funktioniert. Von nun an werden alle Quartale mit Gewinn abgeschlossen. Und als besonderes Zeichen an die treuen Entwickler-Kunden, den Börsenmarkt und die eigenen Mitarbeiter änderte Fuller im Januar 2001 den Firmennamen wieder in „Borland“. Borland is back.

In der zweiten Hälfte des Jahres 2002 startete Borland eine Reihe von Aquisitionen. So wurden die Firmen Starbase und TogetherSoft übernommen, um deren Produkte in das Borland-Sortiment zu übernehmen. Borland bot nun Tools für den kompletten Software-Lebenszyklus (Application Lifecycle Management, kurz ALM) aus einer Hand.

Einige Jahre später, Mitte 2005, dann das Ende von Dale Fuller. Nach wiederholt schlechten Quartalszahlen trat er von seinem Posten als CEO und President zurück und überließ diese Aufgabe seinem Vorstandskollegen Scott Arnold. Ein Aktionär stellte die Forderung, die Firma aufzuspalten und die Entwicklungstools wie Delphi in ein eigenes Unternehmen auszugliedern. Borland setzte diese Forderung allerdings vorerst nicht um. Kurze Zeit später wird mit Legadero sogar wieder eine Akquisition getätigt.

Der nächste CEO, ab November 2005, hieß Tod Nielsen, der u.a. bereits Erfahrungen bei Microsoft gesammelt hatte. Am 6. Februar 2006 kam Nielsen zu dem Ergebnis, dass die Aktivitäten der Firma sich auf zwei völlig unterschiedliche Zielgruppen fokusierten – auf der einen Seite die Entwickler-Tools wie Delphi, auf der anderen Seite ALM-Tools wie Together, die sich an große Firmenkunden richten. Sein Entschluss: Die IDE-Sparte wird verkauft. Diese Nachricht wurde gemischt aufgenommen; schließlich überwog aber die positive Erkenntnis, dass sich die neue Firma, die vorerst „DevCo“, dann „Developer Tools Group“ genannt wurde, komplett auf die Entwickler-Tools konzentrieren und eigenes Marketing dafür machen könnte, nachdem dieser Bereich bei Borland zuletzt stark vernachlässigt worden war.

Der Verkauf der Developer Tools Group sollte erst im zweiten, dann im dritten Quartal 2006 abgeschlossen sein. Schließlich wurde es November. Von den Kaufinteressenten war am Schluss keiner mehr übrig geblieben, so dass Borland es für das Beste hielt, die Developer Tools Group in eine hundertprozentige Tochtergesellschaft mit dem Namen CodeGear und dem CEO Ben Smith auszulagern.

Nachdem CodeGear die ersten Releases veröffentlicht hatte, war die Aufbau-Arbeit beendet, und CEO Ben Smith wurde von Jim Douglas abgelöst.

Am 7. Mai 2008 verkündete Borland, doch noch einen Käufer für CodeGear gefunden zu haben: Embarcadero Technologies, einen Hersteller von Datenbank-Werkzeugen. Seit dem 1. Juli 2008 ist CodeGear keine Tochterfirma von Borland mehr, sondern eine Marke von Embarcadero, deren CEO Wayne Williams Techniker ist – im Gegensatz zu den Borland-CEOs der letzten Jahre.

Anfang 2009 war es mit der Selbstständigkeit der einstigen Muttergesellschaft vorbei: Borland wurde von Microfocus übernommen und existiert seitdem nur noch als Marke.