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Historie

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Die Geschichte von Delphi

Vielen fällt bei „Pascal“ nur der Name „Borland“ ein. Borland hat diese Programmiersprache jedoch nicht erfunden. Es war der schweizer Professor Niklaus Wirth (* 1934, Bild rechts), der die Sprache 1968-1972 an der ETH Zürich auf Basis der Sprache Alogol-W entwickelte. Sein Ziel war eine klar konzipierte und strukturierte Sprache, die nicht systemnah war und gut für Lehrzwecke eingesetzt werden konnte. Der erste Pascal-Compiler für einen CDC 6000 wurde 1970 in Zürich fertiggestellt, bereits 1972 wurde Pascal in Anfängerprogrammierkursen verwendet. Nach und nach verbreitete sich Pascal über die ganze Welt und wurde eine der am meisten eingesetzten Programmiersprachen.

Homepage von Niklaus Wirth

Mit der Zeit entstanden verschiedene Dialekte der Sprache Pascal. Nur einer setzte sich jedoch durch und verhalf Pascal zu seinem enormen Siegeszug: das Turbo Pascal der Firma Borland. Im November 1983 erschien die Version 1.0 des Borland-Compilers. Turbo Pascal hielt sich zwar nicht hundertprozentig an den Pascal-Standard (ISO-/DIN-Norm), überzeugte jedoch durch bahnbrechende Neuerungen, wie z. B. integriertem Editor und Debugger sowie dem Erstellen von ausführbaren Dateien in einem Schritt; das Compilieren und Linken musste vom Entwickler nicht mehr getrennt durchgeführt werden. Turbo Pascal machte das Erstellen von eigenen Anwendungen endlich auch Hobby-Programmierern möglich.

Mit der Version 5.5, die im Mai 1989 erschien, bekam Turbo Pascal die ersten objektorientierten Erweiterungen. Diese Version lässt sich im BDN-Musem kostenlos downloaden.

1992 veröffentlichte Borland Version 7.0, die letzte Version mit DOS-Compiler, unter dem Namen „Borland Pascal“ zusammen mit Turbo Pascal für Windows 1.0. So sollte es auch dem Heimprogrammierer ermöglicht werden, eigene Programme für das aufkommende Betriebssystem Windows zu erstellen. Das gut gemeinte Produkt war ein einziger Flop. Das Erstellen einer Windows-Anwendung war gigantische Arbeit; allein um ein einziges leeres Fenster auf den Bildschirm zu bekommen, musste seitenweise Code getippt werden.
Borland nahm sich die Kritik zu Herzen; es gab keine weiteren Versionen von Turbo Pascal.

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1995 dann die Sensation: Delphi 1 erblickte das Licht der Welt. Der 16-Bit-Compiler überzeugte durch RAD (Rapid Application Development) mit vorgefertigten Komponenten (VCL – Visual Component Library), die das Erstellen von Anwendungen für Windows 3.1 nahezu zum Kinderspiel machten. Die Sprache, auf der alles basierte, hieß Pascal – Object Pascal. Programmierer, die Pascal weiterhin die Treue gehalten hatten, stiegen begeistert um und verhalfen Delphi damit zum Erfolg.

Chefarchitekt der ersten Delphi-Version war Anders Hejlsberg. Er wechselte 1996 zu Microsoft und war dort für die Entwicklung von C# und das .NET-Framework verantwortlich. Daher kommt es, dass sich die Sprachen ähneln.
Bereits 1996 erschien Delphi 2, der erste Delphi-32-Bit-Compiler. Hier zeigte sich ein Problem, das Entwicklungs-Tools-Hersteller nun einmal haben, die nicht gleichzeitig auch der Betriebssystemhersteller sind: Borland hinkte immer eine Delphi-Version, ca. 1 Jahr, hinter den „aktuellen“ Windows-Neuerungen her. Delphi 2 erschien als Reaktion auf das kurz zuvor veröffentlichte Windows 95.

Nach dem Weggang von Anders Hejlsberg zu Microsoft wurde Chuck Jazdzewski verantwortlicher Architekt von Delphi. Jazdzewski wechselte 2004 zu Microsoft. Neben ihm war Danny Thorpe von 2000 bis 2005 Chefarchitekt der Delphi-Sprache. Er war in dem Team, das die Delphi-Sprache, die IDE und die VCL ursprünglich entwarf. Außerdem war er Architekt des Delphi-Compilers. Thorpe wechselte 2005 zu Google und 2006 zu Microsoft.

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Die nächsten Delphi-Versionen folgten im Jahresabstand: Delphi 3 1997, Delphi 4 1998, Delphi 5 1999. Es wurde dabei immer ausgefeilter und mächtiger.

2001 dann ein neuer Meilenstein. Kylix, Delphi für Linux, wurde in der ersten Version ausgeliefert. Borland hoffte, damit noch mehr Programmierer, die bisher z. B. mit Microsofts Visual Basic gearbeitet haben, für sich zu gewinnen, da Microsoft bekanntlich nichts für Linux anbietet. Kylix bietet dagegen den Vorteil, dass Delphi-Projekte nahezu unverändert kompiliert werden können und damit unter Linux zur Verfügung stehen.

Mitte 2001 folgte dann Delphi 6, das wegen der Arbeit an Kylix etwas hatte zurückstehen müssen. Die neue Version enthielt erstmals die unter Kylix eingeführte Komponentenbibliothek CLX, die bei Cross-Platform-Entwicklungen die VCL ersetzen soll, und setzte noch stärker als seine Vorgänger auf Webprogrammierung.

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2002 sprach alle Welt von Microsofts neuer .NET-Strategie, woraufhin Borland eine .NET-Version von Delphi ankündigte. Im gleichen Jahr erschien Delphi 7 (Codename Aurora). Der Windows-Version lag Kylix 3 für Linux sowie eine Vorabversion eines .NET-Compilers für Delphi. Drei Plattformen in einer Packung. Die Programmiersprache Object Pascal wurde nun in „Delphi“ umbenannt. Wie bei Microsofts Konkurrenzprodukt Visual Basic gibt es nun keinen Namensunterschied zwischen IDE und Sprache mehr.

Ende 2003 sollte die erste Delphi-Version mit vollständiger .NET-Unterstützung erscheinen. Ursprünglich sollte es eine IDE für Win32- als auch .NET-Entwicklung werden. Aus Zeitgründen reduzierte Borland das Produkt aber auf eine reine .NET-Variante von Delphi, die eine Portierung auf VCL nach .NET (VCL.NET) enthält, um einen leichteren Umstieg zu ermöglichen. Daneben ist jedoch auch die Programmierung unter direkter Verwendung der .NET-Framework-Klassen möglich. Delphi 8 für Microsoft .NET wurde auf der BorCon im November 2003 angekündigt und Ende Dezember erstmals ausgeliefert.
Von Kylix war seit der Version 3 nicht mehr viel zu hören. Auf der BorCon 2004 wurde dann aber das Kylix Community Project ins Leben gerufen. Einige Mitarbeiter von Borland arbeiteten mit wichtigen Mitgliedern der Community daran, Kylix unter aktuellen Linux-Versionen nutzbar zu machen. Ende 2004 dann ein wichtiger Schritt: Mit Delphi 2005 erschien die erste Delphi-IDE, die sowohl Win32- als auch .NET-Programmierung unterstützt. Außerdem ist sogar C# darin enthalten.

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Der Weg der Multi-Personality-IDE wird weiter fortgesetzt. Delphi 2006 enthält neben Delphi und C# auch C++.

Anfang 2006 gibt Borland bekannt, sich von seinen Wurzeln, den Entwicklertools, trennen zu wollen. Aus der Developer Tools Group soll eine eigenständige Firma entstehen. Diese will sich ganz auf die Entwickler als Kunden konzentrieren und bringt im September 2006 wieder die Turbo-Produktreihe mit einer kostenlosen Delphi-Version namens Turbo Delphi Explorer auf den Markt.

Im November 2006 wird aus der Developer Tools Group eine 100-prozentige Tochterfirma von Borland mit dem Namen CodeGear. Ein Verkauf ist vorerst gescheitert, doch CodeGear kann sich jetzt auf die Entwicklungstools konzentrieren. Die ersten CodeGear-Produkte kommen im März 2007 auf den Markt: eine reine Win32-Version von Delphi mit nativer Vista-Unterstützung (Delphi 2007 für Win32). Außerdem erweitert CodeGear den Namen „Delphi“ erstmals auf Entwicklungsumgebungen für andere Programmiersprachen. Delphi for PHP soll es PHP-Entwicklern erleichtern Anwendungen mit Hilfe von Komponenten zu erstellen. Die VCL für PHP wird als Open Source-Projekt veröffentlicht.

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Auf Delphi 2007 folgt Delphi 2009. Neu ist, dass man Delphi nun nicht im kompletten Studio-Paket kaufen muss, sondern es auch einzeln erhältlich ist. Delphi 2009 ist das erste Delphi, das komplett Unicode unterstützt.

Mitte 2008 kauft Embarcadero Technologies, das sich im Privatbesitz der Investmentfirma Thoma Cressey Bravo befindet, CodeGear von Borland für rund 24,5 Mio. US-Dollar. Der Datenbanktoolhersteller erweitert dadurch sein Portfolio um Entwicklerwerkzeuge und starke weltweite Vertriebskanäle. Das neue Unternehmen firmiert unter dem Namen Embarcadero Technologies.

Im 4. Quartal 2008 schlägt Embarcadero im .NET-Bereich neue Wege ein: Die VCL.NET wird nicht weiter unterstützt. Delphi Prism, eine lizenzierte Technologie von RemObjects, kommt auf den Markt. Es unterstützt alle aktuellen .NET-Techniken und läuft in Microsofts Visual Studio. Die Galileo-IDE wird dadurch weiter geschwächt. Auch Delphi für PHP läuft nicht darin, sondern in einer eigenen Entwicklung. Delphi Prism gibt die hundertprozentige Kompatibilität mit altem Delphi-Code auf. Die Sprache von Delphi Prism soll sich unabhängig und den .NET-Anforderungen angemessen weiterentwickeln können, ohne auf Win32-Balast achten zu müssen.

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Nach dem Erscheinen von Delphi 2010 im Spätsommer 2009 stellt Embarcadero kommentarlos den Vertrieb der kostenlosen Delphi-Version „Turbo Delphi Explorer“ ein. Die günstigste Delphi-(Voll-)Version kostet nun über 1000 Euro. Damit ist Delphi nicht mehr attraktiv für Studenten und Hobby-Programmierer.

Im Februar 2011 – einige Monate vorher ist Delphi XE erschienen – bringt Embarcadero endlich wieder eine preisgünstigere Delphi-Variante auf den Markt, die sich hauptsächlich an Hobby-Programmierer und Ein-Mann-Unternehmen richtet. Delphi XE Starter kostet ca. 200 EUR.

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Mit Delphi XE2, das im Herbst 2011 released wird, werden nun auch andere Plattformen außer Win32 unterstützt, nämlich MacOS und Win64. Zudem kommt ein neues GUI-Framework für Business-Applikationen mit Namen Firemonkey hinzu. Eine Starter-Edition ist nun von Anfang an dabei. Neu ist die Ultimate-Edition zwischen Enterprise und Architect.

Mit Delphi XE4 ein weiterer großer Schritt: Der neue Delphi-LLVM-Compiler kommt erstmals zum Einsatz für die Erstellung nativer Applikationen für iOS. Nach Windows 32 und 64 und MacOS stößt Delphi also erstmals in den mobilen Bereich vor. Mit XE5 folgt auch die Android-Unterstützung. Die Release-Zyklen ändern sich nun von jährlich auf zweimal jährlich, um mit den Entwicklungen im Mobile-Bereich mithalten zu können.

AppmethodDie .NET-Variante Delphi Prism ist unterdessen eingestellt worden, da sich Embarcadero ganz auf die Crossplatform-Entwicklung mit Firemonkey konzentrieren will. 2014 erscheint unter dem Namen „Appmethod“ eine Entwicklungsumgebung, die mit Object Pascal und FireMonkey arbeitet und es ermöglicht, für Windows, Mac OS X, iOS und Android zu kompilieren. Also ein Delphi ohne VCL. AppMethod wird nur im Abo angeboten.