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Turbo Delphi

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Die Situation

Borland ist dabei, sich von seinen Entwickler-Produkten zu trennen, um sich auf Application Livecycle Management (ALM) zu konzentrieren. Die Developer Tools Group (DTG, auch DevCo genannt) wird sich als eigenständige Firma am Markt mit ihren Produkten wie dem Borland Developer Studio, das neben Delphi auch C# und C++ enthält, behaupten müssen.
Dem entsprechend wird nun begonnen, sich darüber Gedanken zu machen, wie man bestehende User bei der Stange halten kann und vielleicht auch neue Kunden gewinnt. Dabei scheint sich die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass die heutigen Schüler, Studenten und Hobby-Programmierer die zahlenen Kunden von morgen sein könnten – wenn man sie denn rechtzeitig von den eigenen Produkten begeistert und sie nicht gleich kampflos der Konkurrenz überlässt.

Hauptkritikpunkt der Hobby-Programmierer war der hohe Preis, der für eine neue Delphi-Version selbst in der kleinsten Variante (Professional) bezahlt werden musste. Dafür bekam man dann Delphi, C# und C++, auch wenn man nur Delphi wollte. Das ist nun vorbei!

Die Turbo-Produktlinie

Ab September 2006 bietet die Developer Tools Group von jeder Personality des Developer Studios (also Delphi Win32, Delphi .NET, C# und C++) zwei Turbo-Versionen an: Explorer und Professional. Dabei entspricht Turbo Delphi Professional für Win32 exakt dem Delphi für Win32-Anteil im Developer Studio – nur dass man wesentlich weniger dafür ausgeben muss. Auch vergünstigte Schüler- und Studentenversionen davon sollen angeboten werden.
Die Explorer-Version dagegen wird kostenlos zum Download angeboten und soll damit vor allem neue Kunden für Delphi und die anderen Teile begeistern. Sie kann ohne Einschränkungen kommerziell genutzt werden. Nur das Einbinden von Komponenten-Packages von Drittherstellern ist nicht möglich.

Wo ist der Haken?

Das einzige Manko ist vermutlich, dass man nur eine Turbo-Version gleichzeitig installiert haben kann. Es ist also nicht möglich, Turbo Delphi für Win32 und Turbo Delphi für .NET auf demselben PC zu betreiben. Wer sich aber nur für das eine oder das andere interessiert, dürfte sich daran nicht stören. Ziel ist es eben, das Developer Studio allen anzubieten, die mehr als eine Programmierumgebung parallel nutzen wollen.

Da Turbo Delphi Explorer als kostenlose Version die größte Verbreitung finden wird, haben wir uns diese Version genauer angeschaut.

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Die Installation von Turbo Delphi Explorer läuft wie gewohnt. Die Anwendung benötigt auf der Festplatte etwa 500 MB Platz.

Nach dem Start von Delphi begrüßt Sie (wie seit Delphi 2005 bekannt) die Willkommensseite mit den neuesten Informationen. Eine kleine Bemerkung am Rande: Wollen Sie hier auch die Delphi-Treff-News sehen, müssen Sie lediglich die Datei X:\Programme\Borland\BDS4.0\Welcomepage\xml\rssFeeds.xml um folgende Zeilen vor dem schließenden ergänzen:

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  <title>Delphi Community</title>
  <item>
    <title>Delphi-Treff</title>
    <link>http://www.delphi-treff.de/rss.xml</link>
  </item>
</channel>

Nach einem Reload der Willkommensseite sehen Sie dann auch unsere aktuellen Infos:

welcomepage.png

Im Übrigen verhält sich Turbo Delphi wie sein großer Bruder, das Borland Developer Studio 2006 – abgesehen davon, dass es eben „nur“ Delphi enthält.

Ein kurzer Rundgang

Starten wir noch einen kurzen Rundgang durch die IDE. Wer bereits BDS 2006 benutzt, wird hier nichts Neues finden, wer mit Delphi 2005 gearbeitet hat, findet einige neue Features, wie z.B. das erweiterte Refactoring und die Live Templates. Die größten Neuerungen wird es für Nutzer älterer Delphi-Versionen geben. Eine detailliertere Einführung in die Delphi-IDE in ihren verschiedenen Versionen finden Sie bei uns in der Grundlagen-Rubrik.

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Die Tool-Palette

Wollen Sie eine neue Anwendung beginnen, finden Sie in der Tool Palette (standardmäßig rechts unten in der IDE) den passenden Eintrag. Haben Sie bereits ein Formular auf dem Desktop, ist der Werkzeugkasten mit Komponenten gefüllt, die Sie per Drag&Drop an ihr Ziel befördern können.

Der Code-Editor

Der Code-Editor ist bunter geworden. Wenn Sie etwas eingetippt haben, werden Sie am linken Rand bunte Streifen feststellen. Gelb markiert sind die Code-Zeilen, die geändert, aber noch nicht gespeichert worden sind. Nach dem Speichern werden sie dann grün.

Refactoring

Seit Delphi 2005 wird die Tipparbeit, die beim Programmieren zwangsläufig anfällt, immer weiter vereinfacht. Delphi ist eine der wenigen Sprachen, in der lokale Variablen zu Beginn einer Methode deklariert werden müssen. Wer hat sich noch nicht darüber geärgert, dass er immer nach oben scrollen muss, um neue Variablen anzugeben, und anschließend wieder nach unten zu scrollen. Das ist jetzt vorbei! Eine neue, unbekannte Variable unterkringelt der Editor mit einer roten Linie. Einfach Variablennamen markieren und Shift+Strg+C (Variable deklarieren) drücken und den passenden Typ auswählen. Fertig!

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Das ist nur ein Beispiel für die vielen Refactoring-Möglichkeiten. So lassen sich auch markierte Code-Zeilen in eine neue Methode auslagern u.v.m.

Live-Templates

Weitere Tipparbeit sparen die Live-Templates. Eine Liste erhalten Sie über Strg+J. Tippen Sie z.B. „ifeb“ und drücken anschließend Strg+J, um das komplette Code-Gerüst für einen if/else-Block zu bekommen. Sollten in dem Code-Stück Angaben nötig sein, können Sie mit Hilfe der Tabulator-Taste zwischen diesen Stellen wechseln.

Perfekt für Hobby-Programmierer

Die kostenlose Version Turbo Delphi Explorer ist perfekt für Hobby-Programmierer geeignet – sofern sie sich auf die mitgelieferten Komponenten beschränken können. Denn es ist nicht möglich, weitere zu installieren. Aber gegeizt hat Borland hierbei nicht. Komponenten von Drittanbierten wie Indy, Rave oder QuickReport fehlen zwar, dafür ist die Liste mit über 200 Komponeten durchaus umfangreich. Unter anderem dabei sind auch Datenbankzugriffskomponenten (inkl. TClientDataSet), dbExpress-, BDE- und dbGo-Komponenten. Die Internet-Komponenten verzichten auf HTTP- und FTP-Komponenten, dafür wird Webservice-Unterstützung geboten. Auch die Komponenten zur Microsoft-Office-Steuerung sind an Bord.

Sorgenkind der Delphi-IDE ist wie auch schon in den letzten Developer-Studio-Versionen ist die Hilfe. Für Turbo Delphi wurde sie nicht wesentlich überarbeitet, sondern besteht aus einer Teilmenge der Developer-Studio-Hilfe. Allzu tragisch ist das angesichts des umfangreichen deutschsprachigen Internet-Angebots zu Delphi allerdings nicht.
Wer jetzt endlich selbst loslegen will mit dem neuen Turbo Delphi, der findet den Download unter www.turboexplorer.com. Die kostenpflichtige Professional-Version, die dann auch die Erweiterung durch Dritthersteller-Komponenten erlaubt, ist bei CodeGear erhältlich.