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Delphi-Crashkurs

Die RAD-Umgebung

Die Vorstellung

Wenn Sie Delphi (in den Versionen bis Delphi 7) das erste Mal starten, werden Sie ein Bild vor sich sehen, welches in etwa so aussehen sollte. Zwischen den Versionen bis zur Siebten gibt es da nur geringe Unterschiede:

Dies ist die RAD-Umgebung, das Aushängeschild von Delphi, wenn man so will. Was nicht bedeuten soll, dass dies das Wichtigste an Delphi ist, aber es ist auch nicht ganz unwichtig und außerdem das, was die Leute von Delphi wirklich sehen.
Damit Sie einen Eindruck von der Umgebung erhalten, werde ich nun kurz die einzelnen Bereiche ansprechen. Wie man mit diesem Bereich arbeitet, wird jedoch erst im Laufe des Crashkurses deutlich werden. Hier soll nur ein kurzer Überblick gegeben werden.

  1. Dies ist eine Form. Forms (englisch) sind die Fenster, welche der Nutzer später im Programm zu sehen bekommt. In der RAD-Umgebung können Sie diese Forms so gestalten, wie sie hinterher im Programm aussehen sollen. So zu sagen WYSIWYG für Programmierer. Beim Start eines neuen Projektes ist immer schon eine Form vorhanden, es können beliebig viele hinzugefügt werden.
  2. Die Funktionen dieses Fensters mit dem Titel „Objekt Hierarchie“ wird erst später deutlich werden. Hier sei nur kurz gesagt, dass ein Button (Delphi-Begriff für einen normalen Windows-Schalter) z.B. zu einer Form gehört, wenn er dort platziert wird, in der Hierarchie also eine Stufe darunter erscheint.
  3. Der Objektinspektor ist einer der wichtigsten Bestandteile der RAD-Umgebung. Mit ihm können Sie die Eigenschaften eines jeden Objektes, welches Sie auf der Form platzieren bearbeiten. So zum Beispiel die Farbe oder auch die Schriftart eines Edit-Feldes (Delphi-Begriff für ein einzeiliges Windows-Eingabefeld). Auch die Eigenschaften der Form selbst können darüber geändert werden, wie z.B. die Größe und die Hintergrundfarbe.
  4. Die Komponentenpalette beinhaltet das Repertoire an Komponenten, welche Delphi Ihnen bietet, um Ihre Anwendung zu gestalten. Aus dieser Komponentenpalette wählen Sie z.B. ein Edit-Feld oder einen Button aus um ihn auf der Form zu platzieren. Die Palette kann von Ihnen durch fremde oder eigene, neue Komponenten ergänzt werden.
  5. In dieser Symbolleiste werden die am meisten verwendeten Aktionen als Symbole angezeigt. Dazu gehören wie bei jedem Programm das Speichern und Laden von Dateien, aber auch Dinge, die man in einem normalen Programm nicht findet, wie das Starten der selbst geschriebenen Anwendung (das macht man mit dem grünen Pfeil) oder das schrittweise Ausführen. Die genaue Funktionen der Schaltflächen erfahren Sie über die Hinweise, die wie in jedem anderen Programm auch angezeigt werden.

Ein kleines Programm zur Demonstration

Um Ihnen zu zeigen, wie schnell Sie – selbst ohne sonderliche Programmierkenntnisse – ein Programm in Delphi gestalten können, werde ich in diesem Abschnitt die Erstellung eines solchen Programmes Schritt für Schritt beschreiben.
Bevor Sie überhaupt daran gehen können, ein Programm in Delphi zu gestalten (und dabei beziehe ich mich vorerst nur auf das Äußere), müssen Sie sich genau überlegen, wie Ihr Programm aufgebaut sein soll. Es geht fast nie gut, wenn man „einfach so drauf los klickt“ und ohne sich vorher ein Konzept zurecht gelegt zu haben, die Komponenten auf der Form platziert.
Ein Konzept ist immer programmspezifisch. Will heißen: Man muss zuerst die geplanten Funktionen des Programmes kennen und dann ein Konzept entwickeln, welches dem Benutzer diese Funktionen übersichtlich und effektiv präsentiert bzw. zur Verfügung stellt. Dabei gibt es keine festen Regeln, sondern jeder Programmierer entwickelt mit der Zeit seinen eigenen Stil und sammelt auch Erfahrungen durch Feedback von Benutzern oder Kollegen.
Das Programm, welches in diesem Abschnitt erstellt werden soll, ist so einfach, dass es wenig Sinn hat, sich dafür ein Konzept zu überlegen. Es soll lediglich demonstrieren, wie mächtig die RAD-Umgebung von Delphi ist. Erstellt werden soll ein Browser für die Festplatte. Der Nutzer soll den Inhalt aller Verzeichnisse auf seinem Computer anzeigen können.
Zu kompliziert für den Einstieg? Keineswegs! Mit Delphi ist dies in einigen wenigen Schritten erledigt:

  1. Klicken Sie in der Komponentenpalette auf „Samples“ (oder „Beispiele“).
  2. Machen Sie die Komponente „ShellComboBox“ ausfindig, indem Sie mit dem Mauszeiger der Reihe nach auf jede in diesem Abschnitt verfügbare Komponente zeigen und warten, bis das gelbe Hinweisfeld („Hint“ in Delphi) erscheint.
  3. Klicken Sie dann zuerst auf das Symbol der ShellComboBox in der Komponentenpalette und dann …
  4. … auf die Stelle auf der Form, wo diese Komponente hin soll: ziemlich weit oben und zwar zentriert.
  5. Machen Sie nun die Komponente „ShellListView“ in derselben Kategorie ausfindig und platzieren Sie sie unter der ShellComboBox auf der Form.
  6. Nun ist die ShellComboBox jedoch schmaler als die ShellListView, das muss noch geändert werden. Klicken Sie auf die ShellComboBox. An jeder Ecke und an jeder Seite der Komponente erscheinen nun kleine, schwarze Quadrate. Wenn Sie den Mauszeiger über eines dieser Quadrate bewegen, so ändert sich dieser in einen Doppelpfeil. Wenn Sie eines der Quadrate nun anklicken und ziehen, ändern Sie damit die Größe der Komponente. Sollte Ihnen auch die ShellListView zu klein sein, so ändern Sie auch deren Größe. Am Ende sollte die „Komposition“ in etwa so aussehen:

Damit ist das Aussehen des Programmes schon fertig. Und wenn Sie glauben, jetzt würden Sie einen Quelltext schreiben müssen, dann liegen Sie falsch. Dem Nutzer eine Möglichkeit zu bieten, die Dateien des Systems anzuzeigen, ist eine so alltägliche Aufgabe, dass dies in Delphi nicht mehr vom Programmierer erledigt werden muss. Er kann sich auf die wirklichen Herausforderungen konzentrieren.
Das einzige, was nun noch eingestellt werden muss, ist die Verbindung zwischen den beiden Komponenten, damit das in der ShellComboBox ausgewählte Verzeichnis auch in der ShellListView angezeigt wird. Dies ist Dank des Objektinspektors ebenfalls sehr einfach:

  1. Wählen Sie die ShellComboBox aus.
  2. Suchen Sie im Objektinspektor die Eigenschaft ShellListView, sie sollte in roter Schrift darge­stellt werden. (Warum das so ist, wird später erklärt.)
  3. Klicken Sie in dem Feld, welches neben dem Eigenschaftenamen steht, auf den kleinen Pfeil nach unten. Eine Liste der verfügbaren ShellListViews angezeigt, in unserem Fall gibt es natürlich nur eine: ShellListView1. Wählen Sie diese aus.

Damit ist dieser Abschnitt schon fast fertig. Nun müssen Sie das Programm nur noch ausprobieren. Klicken Sie dafür auf den grünen Pfeil nach rechts, den Sie in der linken Symbolleiste finden. Das Programm startet, und Sie können die Komponenten, wie Sie es aus anderen Programmen gewohnt sind, benutzen. Durch Klick auf den grünen Pfeil wird das Programm kompiliert, also aus dem von Ihnen geschrieben Quelltext ein ausführbares Programm gemacht (eine „normale“ EXE-Datei), welche auch außerhalb von Delphi nutzbar ist! Alternativ zum grünen Pfeil können Sie auch die Taste „F9“ drücken.

2 Gedanken zu „Delphi-Crashkurs“

  1. Guten Morgen,

    erst einmal vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen!

    Im ersten Beispiel zur Darstellung von Zahlen im Rechner müsste es heißen

    4 mal 1 = 4*10^0

    statt

    4 mal 1    = 4*10

     

    1. Vielen Dank für den Hinweis.
      Ich habe es entsprechend korrigiert.
      Auch Deinen weiteren Hinweis habe ich eingearbeiotet.

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